2011 Valencia

Valencia
24. bis 31. Dezember 2011

Judith Stamm berichtet

„Ich kam ganz begeistert zurück“

Die grosse Theater- und Kulturreise 2011, „Odyssee“ genannt, führte im Juni nach Valencia und in der Verlängerung in spanisches Hinterland. Kari Bühlmann hat Judith Stamm, die erstmals auf einer „Odyssee“ dabei war, nach ihren Eindrücken gefragt. Judith Stamm ist uns allen bestens bekannt; sie war 1983-1999 Nationalrätin des Kantons L:uzern und präsidierte diesen 1996/97 als „höchste Schweizerin“.

Mit welchen Erwartungen gingen Sie, Judith Stamm, erstmals auf eine Odyssee des Theaterclubs?
Judith Stamm: Die vom Theaterclub organisierten Reisen hatte ich häufig rühmen hören. Eine Bekannte motivierte mich, diesmal auch mitzugehen. Ich befürchtete zuerst ein wenig, ich käme in einen “Club von Insidern”. Doch das Gegenteil war der Fall; die Gruppe war auch gegenüber Newcomern offen und ich fand sofort Anschluss. Jedenfalls kam ich ganz begeistert zurück.

Welches Ereignis oder welche Begegnung in Valencia ist in besonderer Erinnerung geblieben?
Ich hatte mich an einem Tag aus der Gruppe ausgeklinkt und spazierte durch Valencia in meinem eigenen Tempo. Im Museum für moderne Kunst entdeckte ich den Eisenplastiker Julio Gonzales, dessen witzige Skulpturen ich sofort ins Herz schloss. Später setzte mich auf einem belebten Platz hinter der Kathedrale unter das Volk. Es fiel mir auf, wie ganze Familien zusammen den Sonntagnachmittag genossen und auch Angehörige in Rollstühlen bei sich hatten. Und schliesslich kam ich noch bei Protestkampierern vor dem Regierungsgebäude vorbei.

Wie hat Ihnen der Palau de les Arts, das Bauwerk und Kulturzentrumvon Santiago Calatrava in Valencia gefallen?
Es ist ein kühnes Bauwerk eigener Art, das mich beeindruckte. Auch was uns von Joel Revelle über die Intendantin und ihrer Strategie, nur die Besten der Besten anzuheuern, erzählt wurde, faszinierte mich. Dabei dachte ich stets an unsere Erfahrungen mit dem von mir bewunderten KKL. Wie lange hat es gedauert, bis klar war, welche Produktionen neben dem Lucerne Festival darin noch Platz haben? Wie oft gaben und geben bei uns die Finanzen zu reden? So wünsche ich den Zuständigen in Valencia eine gute Hand und die Gunst der Umstände für die Führung ihres Hauses.

Hat sich Ihr Spanien-Bild durch die „Odyssee“verändert?
Von Spanien hatte ich vorher ein diffuses Bild, das Land hatte mich auch nie besonders angezogen. Jetzt bin ich daran, mich in die Geschichte einzulesen und habe mit Carlos Fuentes “Der vergrabene Spiegel” angefangen. Und ich nehme seither Spanischstunden!

Nach der urbanen Kultur in der Grossstadt folgte das Eintauchen in die Beschaulichkeit, Schlichtheit und Einfachheit spanischen Landlebens. Wie erlebten Sie das Kontrastprogramm?
Dieses Erkunden der Landschaft an die Tage in der Stadt anzuhängen war genial. El Teruel sei das Armenhaus von Spanien erzählte uns der Luzerner Gastgeber auf dem Weingut Venta d‘Aubert. Dass nun ausgerechnet qualitätsbewussten Schweizer den Wein liefern konnten, als König Juan Carlos den Matarraña-Hauptort Valderrobres besuchte, war eine Information, die mich nicht einmal mehr verwunderte.

Unsere Gruppe war mit etwas über 40 Personen in Valencia recht gross. Ein Problem?
Für mich war die Gruppe etwas zu gross, weil ich ein kommunikativer Mensch bin und mich nicht abschotte. Auch Kommunizieren strengt an!

Haben Sie eine Wunsch-Destination für eine nächste Theaterclub- Odyssee?
Irgendwo ein originelles Theaterhaus, klein aber fein, in einer zauberhaften Landschaft – so eine Märchendestination wäre schön!

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